Mit Dü-Da-Do zum Kemmeriboden Merängge

60.251, Escholzmatt-Marbach-Schangnau-Kemmeriboden 

Escholzmatt liegt am Scheitelpunkt zwischen dem bernischen Emmental und dem luzernischen Entlebuch. Am höchsten Punkt der Bahnlinie Bern – Luzern beginnt die PostAuto-Linie zum Kemmeriboden. Da die BLS-Züge aus Luzern und Bern im benachbarten Schüpfheim kreuzen, ist ein regelmässiger Taktfahrplan nicht möglich. Je nachdem welcher Anschluss abgenommen wird, fährt das PostAuto zur Minute 23 oder 40. Unter der Woche verkehrt etwa jeder zweite Kurs nur bis Marbach, 

an den Wochenenden verkehren jedoch fast alle Fahrzeuge bis zum Kemmeriboden. Sobald alle Gäste umgestiegen sind, kann die gut 30 Minütige Fahrt beginnen. So lässt das PostAuto Äschlismatt, wie die Einheimischen so schön sagen, hinter sich und fährt parallel zu den Bahngleisen nach Wiggen. Ursprünglich startete die Linie erst von hier. Als jedoch 2004 die Bedienung des eigenen Bahnhofs gestrichen wurde, verlängerte man die Buslinie ins benachbarte Escholzmatt. Beim Egghus biegt das Fahrzeug der Post dann links in Richtung Marbach ab. 

Die Linie wird vom PostAuto-Halter "Autoverkehr Schangnau-Kemmeriboden AG" mit Sitz in Schangnau betrieben. Neben der Kemmeriboden Linie und einem Umlauf im Entlebucher Nachtsternnetz ist das Familienunternehmen auch an der 2023 neu eingeführten Linie Escholzmatt-Schallenbergpass-Thun beteiligt (60.252). Zum Einsatz kommen mehrere komfortable Low Entry Fahrzeuge aus dem Hause Volvo und Mercedes. Vorbei an unzähligen Weiler und Bauernhöfe tuckert der Linienbus durch das idyllische Schönbachtal in die westlichste Gemeinde des Kanton Luzerns. 

Marbach ist nicht nur bekannt für seine Bergkäserei, sondern bildet auch den Ausgangspunkt der Gondelbahn zur Marbachegg (2500), welche Sommer wie Winter ein beliebtes Ausflugsziel bildet. Nachdem der schmucke Dorfkern passiert wurde, beginnt der erste grössere Anstieg zum Weiler Wald hoch. Dabei wird unterwegs die Kantonsgrenze Luzern/Bern passiert. Da die Berner Gemeinde hauptsächlich von der Luzerner Seite her mit dem ÖV erschlossen ist, sind sowohl Tickets des Innerschweizerischen Tarifverbunds Passepartout als auch des Bernerischen Libero auf der Linie gültig.

Nach rund 20 Minuten trifft der Linienbus in Schangnau ein. Die kleine Ortschaft befindet sich in einem Talkessel am Rande des eigentlichen Emmentals. Bei der Post gabelt sich dann die Strasse in Richtung Schallenbergpass und Kemmeriboden Bad. Das Fahrzeug der Post entscheidet sich für die letztere Variante und biegt links ab. Auf dem Weg nach Bumbach passiert man die altehrwürdige Bäckerei Stein, den Geburtsort der Kemmeriboden Merängge. Die erste geschichtliche Überlieferung der luftig leichten Masse geht ins Jahr 1939 zurück.

Damals wollte man den überschüssigen Rahm mit einem passenden Gebäck sinnvoll weiterverwenden. So steckte der "Steibeck“ und die Wirtsleute vom Kemmeriboden Bad die Köpfe zusammen und tüftelten am süssen Schnee herum. Das Ergebnis erfreut bis heute die kleinen und grossen Schleckmäuler. Kurze Zeit später erreicht der Bus die Haltestelle Bumbach Skilift. An diesem unscheinbaren Bügellift hat der Olympia Abfahrt Goldmedaillen Gewinner von 2022, Beat Feuz, die ersten Skiversuche gemacht.

Auch wenn der Skirennfahrer nicht mehr im Tal lebt, die Einwohner sind nach wie vor sehr stolz auf ihren "Beätu". Vorbei an mehreren klassischen und wunderschönen Emmentaler Bauernsiedlungen fährt das PostAuto auf der für eine Sackgasse sehr gut ausgebauten Fahrstrasse weiter taleinwärts. Wer nun einen Blick durch die Frontscheibe wirft, kann auf einem grossen bewaldeten Hügel einen markanten felsigen Gipfel erkennen. Der gut 2`000 Meter hohe Schibengütsch bildet das südwestliche Ende der Schrattenfluh und wacht über den Kemmeriboden.

Die Strasse folgt weiter dem Verlauf der Emme zum Weiler Schwand. Auch wenn das Gewässer sehr unscheinbar wirkt, bei Gewittern ist es unberechenbar und kann sich innert wenigen Minuten zu einem zerstörerischen Fluss entwickeln. So wurde bei einem verherenden Hochwasser 2014 die gedeckte Holzbrücke, welche hinüber zum Hotel führt, stark in Mitleidenschaft gezogen und musste neu aufgebaut werden. Im Sommer 2022 wurde bei einem heftigen Unwetter die Hotelanlagen von Kemmeriboden total verwüstet. So endet die erlebnisreiche PostAuto-Fahrt 

schliesslich vor dem im Sommer 2023 wiederaufgebauten Restaurant Kemmeriboden Bad. Das vier Sterne Hotel ist weit über die Region hinaus bekannt für die vorbildliche Gastfreundschaft, die schmackhafte Küche und natürlich den Original Kemmeriboden Riesen-Merängge. Die PostAuto Endstation bildet aber auch den Ausgangspunkt von zahlreichen Wanderungen, wie zum Beispiel zur Marbachegg, über das Sahlwideli nach Sörenberg oder zur Rossweid. Für den Chauffeur und sein Fahrzeug geht es nach einer kurzen Pause und einem obligaten Kaffee dann wieder zurück nach Escholzmatt.